Spannende Funktion: Psychotherapeutische Fachleitungen
Am 01. September 2020 ist das neue Psychotherapeutengesetz in Kraft getreten. Davor galt: Wer Psychotherapeutin oder Psychotherapeut werden wollte, musste ein dreijähriges Bachelorstudium in Psychologie absolvieren, ein zweijähriges Masterstudium sowie eine mindestens dreijährige Ausbildung. Erst danach erfolgte die staatliche Zulassung. Durch die Reform im Jahr 2020 ist die Approbation inzwischen bereits unmittelbar nach dem Master möglich. Absolventinnen und Absolventen sind somit bereits nach fünf Jahren staatlich als Therapeutin oder Therapeut zugelassen – müssen allerdings noch eine fünfjährige Weiterbildung anhängen, um eigenständig therapieren zu dürfen. Weil sie schon approbiert sind, steht ihnen während dieser Weiterbildung eine faire Vergütung nach Tarifvertrag zu – deutlich mehr als ihren Kolleginnen und Kollegen im alten Ausbildungsmodell.
Die Reform stellt die LWL-Universitätsklinik als Ausbildungsstätte vor neue und spannende Herausforderungen. Um diesen angemessen begegnen zu können, wurden dieses Jahr drei neue Stellen geschaffen. Anika Löhner, Tanja Krabbe und Steffen Schmidtendorf übernehmen die Funktion der „Psychotherapeutischen Fachleitungen“.
Tanja Krabbe, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Psychologin sowie DBT-Therapeutin, arbeitet bereits seit dem Jahr 2010 an der LWL-Uniklinik Hamm. Anika Löhner ist als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Psychologin an der LWL-Tagesklinik Rheda-Wiedenbrück tätig. Steffen Schmidtendorf ist Psychologe sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut und betreut als Projektkoordinator das Projekt SchuTIng-stAR. Im Kurzinterview berichten die Kolleg:innen von ihrer neuen Aufgabe.
Sie sind nun als Psychotherapeutische Fachleitungen an der LWL-Universitätsklinik Hamm tätig – was bedeutet das?
Anika Löhner: Da sich die Weiterbildungsordnung geändert hat, kommen nun approbierte Therapeutinnen und Therapeuten von der Universität an unsere Klinik. Dies erfordert eine grundlegende Überarbeitung des bisherigen Ausbildungskonzeptes, das sich auch an Assistenzärztinnen und Assistenzärzte richtet. Wir freuen uns darauf, ein neues Ausbildungs-Curriculum zu entwickeln und den gesamten Prozess zu begleiten.
Steffen Schmidtendorf: Um das neue Konzept möglichst alltagsnah zu gestalten, nehmen wir regelmäßig an den ärztlichen Runden teil und sind stetig im Austausch mit den unterschiedlichen Bereichen der Klinik. Es geht u.a. darum, die gesamte Berufsgruppe der approbierten sowie auch der angehenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stetig über neue Entwicklungen in Kenntnis zu setzen und sicherzustellen, dass möglichst alle jederzeit gut informiert sind.
Tanja Krabbe: Ebenso sind wir mit anderen LWL-Kliniken, die sich mit dem gleichen Prozess auseinandersetzen, regelmäßig in einem sehr konstruktiven Austausch.
Herausforderungen als Chance betrachten
Wo liegen die Herausforderungen hinsichtlich ihrer neuen Aufgabe?
Anika Löhner: Die größte Herausforderung besteht sicherlich darin, dass es sich um eine komplett neugeschaffene Stelle und eine ganz neue Weiterbildungsordnung handelt – es gibt bisher kaum Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen können. Da ist ein lösungsorientiertes, freidenkendes Vorgehen gefragt – ebenso eine kreative Umsetzung. Wir müssen schauen, dass wir alle Kolleginnen und Kollegen während dieses Prozesses „gut mitnehmen“.
Steffen Schmidtendorf: Diese Herausforderung sehe ich gleichzeitig als große Chance. Wir haben die Möglichkeit, ein neues, gutes Konzept zu kreieren, mitzugestalten und Spielräume zu schaffen, die dazu beitragen, dass das Gesamtkonstrukt der neuen Weiterbildung hoffentlich in Hamm und Gütersloh erfolgreich wird.
Was ist Ihnen persönlich wichtig im Hinblick auf Ihre neue Funktion als Psychotherapeutische Fachleitungen?
Tanja Krabbe: Mir ist wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen wissen, dass sie mit ihren Anliegen, Sorgen und Unsicherheiten jederzeit zu uns kommen können. Ich freue mich sehr darauf, meine langjährige Erfahrung im interdisziplinären Kliniksetting weitergeben zu können.
Anika Löhner: Mir ist besonders wichtig, dass wir die Belange der Weiterbildungskandidaten immer im Blick haben, sie so unterstützen, dass ihr Arbeitsalltag leichter wird statt komplizierter.
Steffen Schmidtendorf: In meiner eigenen Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut gab es einen deutlichen Fokus auf die wissenschaftliche Evidenz von Behandlungsmethoden und -bausteinen, ebenso auf die Verknüpfung von Forschung und Praxis. Mir ist es ein Anliegen, auch hier in Hamm dazu beizutragen, dass dieser Fokus erhalten bleibt, vielleicht auch verstärkt wird.
Unterschiedliche Perspektiven einbringen
Wie würden Sie sich als Team beschreiben?
Tanja Krabbe: Wir drei sind sehr verschieden, ergänzen uns dadurch jedoch sehr gut! Die Arbeit im Team empfinde ich als sehr wertschätzend.
Anika Löhner: Wir bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen mit ein, das macht die gemeinsame Arbeit wirklich bereichernd und spannend.
Steffen Schmidtendorf: Wir kommen menschlich sehr gut miteinander aus und können uns gleichzeitig sehr offen in konstruktive Diskussionen begeben, um unterschiedliche Sichtweisen und Perspektiven zu berücksichtigen. Das ermöglicht es, Ideen gut voranzubringen.